Hinter dem Horizont (für Oma Lotte)
Verzage nicht, wenn du dem Horizont entgegengehst!
Nur scheinbar lockt ein Abgrund dich in Tiefen.
Doch wenn du dann am Ende dieser Reise stehst
Und dich ein letztes Mal noch zu uns drehst, Siehst du die Spuren derer, die hier vor dir liefen.
Von fernen Ufern rufen sie;
Sanft rufen sie deinen Namen,
Und du, am Hafen stehst du jetzt,
Zu dem schon vor dir alle kamen,
Wo du dein weißes Schiff besteigst zuletzt,
Wenn es für dich die perlenfarb’nen Segel setzt.
Und wenn es auf dem Pfad aus Mondenlicht
Den grauen Regenvorhang dieser Welt durchsticht,
Es dich umschließt wie lieblich warme Hände
Und jede Furcht wie kaltes Glas zerbricht,
Wirst du sie sehen: Sternenweiße Strände.
Unter deinen Segeln aus silbernem Glas
Erblickst du ein Land dort in der Ferne,
Betrittst es; das warme, weiche Gras,
Lächelnd betrittst du es voller Wonne,
Über dir glockengleich klingende Sterne:
Ein fernes, grünes Land unter einer größeren, goldenen Sonne.
Und dort nun kannst du sie alle sehen,
Die je schon voran dir gegangen waren,
Endlich nun kannst du zu ihnen gehen,
In die Arme sie schließen nach all den Jahren
Und ewig nun bei ihnen stehen.
Verzage nicht, wenn du dem Horizont entgegengehst,
Dieser Abschied ist nicht für die Ewigkeit.
Auch wir schwimmen alle im Fluss der Zeit
Und er führt uns früher oder später hinaus,
Dahin, wo unsere Lieben warten,
In den hinter den Welten versteckten Garten;
Zurück zu dir, zurück nach Haus.
