AVILANDEA - III. Gesang
All des Lebens schönes Glück
Ließ Gelidas im Geist zurück
Auf seiner Suche nach dem Sinn,
Die bald ihn riss zu Großem hin.
Denn viel zu groß schien diese Schmach,
Die drohte, dass sein Herz zerbrach
Vor Kümmernis und leerem Geist,
Der bald in jener Schmach zerreist.
An jedem noch so frohen Tag,
Wenn er mit seinen Lieben lag
Auf gold'ner Gärten weichem Grund,
Der Blüten Schein stets hell und bunt,
Da fand er keine Fröhlichkeit,
Das Auge war gerichtet weit
Nur in des Himmels fernen Glanz,
Der seinen Sinn verschlang bald ganz.
Zu jedem noch so großem Fest,
Das Kümmernis vergessen lässt
In aller Menschen schwerem Herz',
Beschwert durch Traurigkeit und Schmerz,
Und das des Tanzes ganz und gar
Und nimmer war des Weines bar,
Verlor sein immersuchend Blick
Sich nicht in Tanzender Geschick,
Nein, sinnersuchend ging er ein
In des Kaminenfeuers Schein.
Zu mancher Zeit zu jedem Jahr,
War'n angedacht ganz wunderbar
Die Ehrenspiele an dem Hof,
Beschaut von Knechten, jeder Zof
Und jedem schönen Edelmann,
Und jede Maid kam dort heran.
Die Spiele waren angedacht
Zu zeigen jene große Pracht,
Die Einzug hielt in dieses Reich,
Das niemals scheute den Vergleich
Mit and'rer Länder Pracht und Glanz.
Für diese war'n Musik und Tanz
Der Nieder'n und der Höheren,
Zu ehren die Altvorderen,
Die diesem Reich das Glück geschenkt
Und derer man dies' Tags gedenkt.
Auch er gedachte ihrer dann,
Prinz Gelidas, der große Mann,
Dem weiser Ahnen große Tat
Das Feuer fern entfachet hat,
Das zieht ihn fort aus Heimes Schoß,
Hinaus in Welten, weit und groß.
Schon als das Ehrenspiel begann,
Zog Zweifel ihn in seinen Bann
Und Trauer übermannte ihn,
Und jeder Wille war dahin,
Zu wahren stets das traute Heim
Und zu ersticken jeden Keim
Vom Willen, in die Welt zu geh'n
Und Abenteuer zu besteh'n.
Schon als er jenes Spiel erblickt',
Da war sein Inn'res aufgeschreckt.
Er drehte kehr und lief hinfort
Zum nimmer heimeligen Ort.
Dort nahm er seiner Ahnen Schwert,
War sicher, seiner war er wert,
Die Rüstung hat er angetan
Sich selbst in freudbeschäumtem Wahn,
Sich ausgerüst' mit Proviant,
Schwert, Dolch und Bogen in der Hand.
Sogleich floh freudig er hinaus,
Entrannte sinnentleertem Haus,
Ließ dort nur einen Abschiedsbrief,
Der Worte karg und stechend tief,
Ließ alles seiner dort zurück,
Zog aus, zu suchen fernes Glück.