

Blutmond
Luna, o! Sonst silbern Strahlende! Wie ist dein Antlitz heut' so wundersam versteckt, Von rotem Samt in Anmut zugedeckt? Wie soll ich's deuten? Tanzt du doch sonst in tiefen Harmonien verwoben
Im perlenfarb'nen Kleid am Himmel droben, Das deine Mutter, deine Schwester dir geschenkt, Die man Sonne nennt,
Die Strahlende, die schwelend brennt Und sich mit dir des Nachts, Wenn schlafend sie zum Tor des Morgens fährt
Als Spiegel rühmt; Doch ohne bösen Willen! Liebt sie dich doc


Wohin gehst du?
Wo gehst du hin,
Wenn du in die Nacht wanderst? Wenn du im Nebel verschwindest
Und nicht zurückblickst? Uns bloß bedeutest, nicht zu folgen. Und wir warten, zittern, hoffen. Kehrst du zurück, versteckst du sie, Die Dunkelheit, die du gesehen hast, Den Schmerz, die Tränen
Und nur in deinen Augen Erahnen wir den Abgrund, Der auch uns're Herzen fängt. #Lyrik


Der Käfig
Kalten Blickes kauerst du
Im Käfig, dir als Haut gegeben,
Von Anbeginn in deinem Leben.
Wie dunkle Nebel um dich schwirrend,
Dunkel dir dein Herz verwirrend,
Will er dir nicht Freiheit geben.
Manchmal, manchmal lockt die Sonne
Dir im Augenblick der Wonne
Deine Hände durch die Gitter
Und in einem Lustgewitter
Magst du jene Gitter sprengen,
Die dir deine Brust verengen.
Ach! Doch, wenn du sie berührst,
Wieder ihre Kälte spürst,
Wird auch kalt dir dein Gemüt
Und s

Der Blinde
„Sage mir nicht,
Wie die Sonne steht.“
Dies sprach der Blinde sacht.
„Mal mir ihr Strahlen in meinen Geist,
Sing von der Wärme, die sie verheißt,
Ist für mich doch immer Nacht.“ „Sage mir nicht,
Welcher Mond heute geht.“
Dies sprach der Blinde matt.
„Erzähl mir vom silbergold’nen Glanze
Des Kleides, das Luna trägt beim Tanze,
Keinen Wert sein Wechsel hat.“ „Sage mir nicht
Den Lauf der Sterne.“
Der Blinde sprach vergessen.
„Sprich von den Mären, die sie verkünden


Traumton
Heut’ Nacht kam mir ein Lied herab;
Ein gold’ner Harfenton.
Der trug mir Sorgen, Schmerz und Leid
Gar federleicht davon. Von Nebel war das Lied umhüllt,
Aus Farben süß gewoben.
Und hat, als ich in Träumen lag,
Mir sanft den Geist enthoben. Da sah ich rein die Welt vor mir,
Konnt’ seine Töne schmecken.
Hört’ blütenwarmen Sommerduft
Im Sternenlicht verstecken. Ich war so weit wie alles Sein,
Nicht gab es dort und hier.
Ich war der König jeder Welt
Und war doch ganz


Nimm mein Feuer
Verzage nicht, mein Freund!
Auch, wenn dein Schmerz
Unheilbar scheint
Und es auch ist,
So kann er doch vergehen!
Nimm dies, mein Freund:
Das Feuer meines Herzens
Und zünd’ erneut sie an;
Die deine Kerze,
Die verloschen war. #Lyrik


Oh, Feder du!
Still liegt der Hof
In Mittagssonne badend.
Kein Recke ringt um Ruhm,
Kein Weib in Schatten labend.
Nur Feder du, oh kleines Ding
tanzt
Im steten Atem des Tages
Zu meinem Lied. #Lyrik


Hol mich, Sturm!
Staubiger Hallen toter Gesang
Verkündet Lieb und Freuden
In fernem Leben nach dem uns’ren,
Das wir nicht achten und uns geißeln soll’n.
Oh, Sturm! Du rüttelst am grimmigen Tore!
Hol mich! Hol mich! Seh’n ich dich doch!
Trag mich hinaus in heilige Haine,
Wo Gott in Wald und Flur noch lebt,
Im Lachen von Bäumen und Bächen,
In der Wut von Donner und tosender See.
Dort finde ich ihn lebend!
Nicht in tote Hallen aus Stein gesperrt,
längst gestorben. #Lyrik


Zum Muttertag
Viel zu selten sag’ ich dir, wie lieb du mir doch bist.
Drum schreibe ich es heute hier, damit du’s nie vergisst: Das Erste, was ich sah und spürt’ Im Lichte dieser Welt, Das war dein Lächeln, dein Gesicht, Dein Arm, der warm mich hält. Und wenn ich einst im Sterben lieg’ Und wand’re in die Nacht, Hat vor innerem Auge dein Gesicht, Wie in finsterem Dunkel ein strahlendes Licht, Ein Lächeln zu mir gebracht. Wollt’ ich dir sagen, wie sehr ich dich lieb’, mir würd’ es nicht gel


Hinter dem Horizont (für Oma Lotte)
Verzage nicht, wenn du dem Horizont entgegengehst! Nur scheinbar lockt ein Abgrund dich in Tiefen. Doch wenn du dann am Ende dieser Reise stehst Und dich ein letztes Mal noch zu uns drehst,
Siehst du die Spuren derer, die hier vor dir liefen. Von fernen Ufern rufen sie; Sanft rufen sie deinen Namen, Und du, am Hafen stehst du jetzt, Zu dem schon vor dir alle kamen, Wo du dein weißes Schiff besteigst zuletzt, Wenn es für dich die perlenfarb’nen Segel setzt. Und wenn es auf d