
Der Blinde
„Sage mir nicht,
Wie die Sonne steht.“
Dies sprach der Blinde sacht.
„Mal mir ihr Strahlen in meinen Geist,
Sing von der Wärme, die sie verheißt,
Ist für mich doch immer Nacht.“ „Sage mir nicht,
Welcher Mond heute geht.“
Dies sprach der Blinde matt.
„Erzähl mir vom silbergold’nen Glanze
Des Kleides, das Luna trägt beim Tanze,
Keinen Wert sein Wechsel hat.“ „Sage mir nicht
Den Lauf der Sterne.“
Der Blinde sprach vergessen.
„Sprich von den Mären, die sie verkünden


Traumton
Heut’ Nacht kam mir ein Lied herab;
Ein gold’ner Harfenton.
Der trug mir Sorgen, Schmerz und Leid
Gar federleicht davon. Von Nebel war das Lied umhüllt,
Aus Farben süß gewoben.
Und hat, als ich in Träumen lag,
Mir sanft den Geist enthoben. Da sah ich rein die Welt vor mir,
Konnt’ seine Töne schmecken.
Hört’ blütenwarmen Sommerduft
Im Sternenlicht verstecken. Ich war so weit wie alles Sein,
Nicht gab es dort und hier.
Ich war der König jeder Welt
Und war doch ganz


Nimm mein Feuer
Verzage nicht, mein Freund!
Auch, wenn dein Schmerz
Unheilbar scheint
Und es auch ist,
So kann er doch vergehen!
Nimm dies, mein Freund:
Das Feuer meines Herzens
Und zünd’ erneut sie an;
Die deine Kerze,
Die verloschen war. #Lyrik


Oh, Feder du!
Still liegt der Hof
In Mittagssonne badend.
Kein Recke ringt um Ruhm,
Kein Weib in Schatten labend.
Nur Feder du, oh kleines Ding
tanzt
Im steten Atem des Tages
Zu meinem Lied. #Lyrik


Hol mich, Sturm!
Staubiger Hallen toter Gesang
Verkündet Lieb und Freuden
In fernem Leben nach dem uns’ren,
Das wir nicht achten und uns geißeln soll’n.
Oh, Sturm! Du rüttelst am grimmigen Tore!
Hol mich! Hol mich! Seh’n ich dich doch!
Trag mich hinaus in heilige Haine,
Wo Gott in Wald und Flur noch lebt,
Im Lachen von Bäumen und Bächen,
In der Wut von Donner und tosender See.
Dort finde ich ihn lebend!
Nicht in tote Hallen aus Stein gesperrt,
längst gestorben. #Lyrik